Alltag in Pflege- und Adoptivfamilien

Kindern, die Trennung, Wechsel und vielleicht schwere Erfahrungen erlebt haben, helfen klare Strukturen, die für sie stützend sind. Als Eltern können Sie klare Strukturen leichter aufbauen und halten, wenn Sie sich beide einig sind. Das ist die erste Aufgabe, sich zu einigen, was für Sie wichtig ist, und mit wenig klaren Regeln zu beginnen und diese auch beständig umzusetzen.

In allen Familien unterstützt es ein erfreuliche Zusammenleben, wenn die Eltern wach dafür sind, welche Bedürfnisse gerade im Vordergrund stehen. Manchmal ist das Bedürfnis nach Sicherheit sehr groß, manchmal ist das Kind offen für Neues und Aufregendes und oft gibt es ihm eine tiefe Zufriedenheit, etwas selbst zu tun und seine Autonomie zu spüren.

Kinder in Pflege- und Adoptivfamilien haben meist ein sehr großes Bedürfnis nach Sicherheit – und wenn dieses Bedürfnis gerade stark ist, dann sind sie nicht sehr offen für Erregung, für viel Neues, für viel Input, beispielsweise in der ersten Zeit in der Familie oder bei einschneidenden Veränderungen wie Schulstart oder Schulwechsel. Das Kind braucht dann viel Vertrautes und wenig zusätzlich Neues. Erst wenn das Sicherheitsbedürfnis wieder gesättigt ist, kann das Kind auf „Entdeckungsreise“ gehen und sich für Neues öffnen. Manche Kinder in Pflege- und Adoptivfamilien haben nur durch viel Autonomie überleben können, und dieses Bedürfnis ist sehr stark, für manche jedoch ist es schwierig, Freude an ihrer Autonomie zu finden. Diese Bedürfnisse im Blick zu haben, hilft den Kindern zurechtzukommen und sich zu stabilisieren.

Literatur: Ursula Henzinger, Bindung und Autonomie, 2017, S.271, (Zürcher Modell, Norbert Bischof, Ursula Henzinger)

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