Bindung stärken bei Pflege und Adoption

 

Für das Wachsen einer starken Beziehung zwischen Kindern und Eltern in einer Pflege- oder Adoptivfamilie ist es sehr sehr hilfreich, wenn sie viel Zeit miteinander verbringen. Die beständige Präsenz eines Elternteils während der ersten Jahre nach Ankunft in der Familie ist sehr stabilisierend für das Kind.

Starke spontane Bindungserfahrungen, sozusagen „Liebe auf den ersten Blick“, kommt manchmal vor, ist aber bei Pflege- und Adoptivfamilien eher die Ausnahme – die Bedingungen zu Beginn sind meist turbulent. Wenn Sie Einfluss auf die Umstände der ersten Begegnung haben, benötigen Sie in dieser Stunde Abgeschirmtheit, Privatheit, Zeit, Ruhe und Möglichkeit zu Körperkontakt, um sich vorsichtig kennenzulernen. Wenn es anders kommt, können Sie dies nachholen, sobald Sie zu Hause sind.

Bindung entsteht jedoch nicht nur stürmisch und spontan, sondern lebenslang in vielen kleinen Schritten – das ist die Chance der Pflege- und Adoptivfamilie. Kind und Eltern haben körperliche Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken, Wärme, Schlaf und vieles mehr. Sie haben aber auch das Bedürfnis mit anderen in Beziehung zu sein, so dass sie sich wohlfühlen können. Manchmal sehnen sie sich nach viel Nähe, manchmal wünschen sie sich etwas Abstand. Wenn es möglich ist, auf das wechselnde Bedürfnis nach Nähe und Distanz fließend einzugehen und im Alltag viele kleine einfache gute Erfahrungen zu machen, wächst in vielen kleinen Schritten Bindung. Beispiele dafür sind: Die Eltern freuen sich daran, wenn das Kind im Spiel einen Gegenstand erforscht und unterbrechen es nicht. Wenn es aber hingefallen ist und Trost braucht, nehmen sie es sofort auf den Arm.

 

Als Baby in die Familie gekommen

Das kleine Baby ist mit vielen angeborenen Reflexen und Verhaltensweisen Meister des Bindungsaufbaus – viel Körperkontakt, Tragen, Augenkontakt, Stillen, Nähe beim Flaschenfüttern, viel Raum geben für Bewegung am Boden, Eingehen auf seine Signale und Bedürfnisse bauen die Beziehung Schritt für Schritt auf.

Es kann sein, dass auch kleine Babys ihren Eltern mit Weinen erzählen, was sie erlebt haben, und es hilft ihnen, wenn die Eltern darauf eingehen können. Es kann auch sein, dass sie Nähe erst allmählich zulassen können.

Literatur: Ursula Henzinger, Bindung und Autonomie; Elizabeth Hormann, After the Adoption; Mechthild Deyringer, Bindung durch Berührung; Elizabeth Hormann, Stillen eines Adoptivkindes; Márta Guóth-Gumberger, Behutsam an die Brust

Als älteres Kind in die Familie gekommen

Hinweise zum Bindungsaufbau, die auch für Kinder in Pflegefamilien hilfreich sind: Elizabeth Hormann, After the Adoption

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